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Eppenschlag

Ehrenbürger Peter Slesiona

Eine  Würdigung der Lebensleistung des einzigen derzeit lebenden Ehrenbürgers Peter Slesiona verfasste Altbürgermeister Karl Reith für den Grafenauer Anzeiger, welche jeweils zu dessen 80. und 85. Geburtstag abgedruckt wurde. Diesen Artikel (aktualisiert auf 2022)  wollen wir gerne an dieser Stelle veröffentlichen.

„Herzlichen Glückwunsch, lieber Peter“ (so hieß 2016 die Überschrift des Artikels im Grafenauer Anzeiger)
„Eppenschlager Ehrenbürger feiert heute seinen 80. Geburtstag – seit 58 Jahren ist er Berichterstatter für den Grafenauer Anzeiger“

Eppenschlag. Vor 58 Jahren, am 1. Februar 1958 kam er, Peter Slesiona, der 1945 die Flucht und Vertreibung aus der Heimat in Schlesien als Neunjähriger erleben musste, mit seiner frisch vermählten Ehefrau Emmi in Eppenschlag an, um an der hiesigen Volksschule als Lehrer tätig zu sein. Der Umstand, nur hier die Möglichkeit zu haben, gemeinsam an einer Schule zu unterrichten, erwies sich bis heute als Glücksfall und Bereicherung für die Gemeinde Eppenschlag.

Peter Slesiona erkannte schnell, dass die dringend notwendige Anhebung der schulischen Verhältnisse auch die Weiterentwicklung des kulturellen Umfeldes erforderte. Dies wiederum setzte in der ländlichen Region der 50er und 60er Jahre die öffentliche Wirksamkeit des Lehrers voraus. So entwickelte er aus dem „Dorfschullehrer alter Prägung“, wie er sich selbst bezeichnet, sein Lebenswerk.

Enorme Energie und Zeit investierte er in die anstehenden Aufgaben. Mit seinem Einsatz für den Einbau eines damals neuartigen Turnraumes - mit kompletter Geräteausstattung - im Neubau des Schulgebäudes legte er bereits den Grundstein für die spätere erfolgreiche sportliche Entwicklung in Eppenschlag. Aus dem Schulsport heraus erfolgte ein gezielter Einstieg in den Wintersport. Als Organisator, Übungsleiter und auch Geldbeschaffer hatte er maßgeblichen Anteil an den großartigen Erfolgen der Eppenschlager Langläufer bis hin zur internationalen Ebene. Darauf aufbauend führte er als Gründungsvorsitzender (1981 – 1983) den WSV Eppenschlag zum mitgliederstärksten Verein in der Gemeinde. Dieser stellte nunmehr das Fundament des Eppenschlager Wintersports mit eigenem Skilift, Skihütte und Loipengerät dar und ließ Eppenschlag zur Wintersport – Hochburg im Bayerwald werden.

Obwohl sein beruflicher Werdegang ihn ab 1973 als Rektor in den Nachbarort Kirchdorf i. W. führte, blieb sein ungebremstes Interesse für Eppenschlag erhalten. Die Übernahme weiterer Ehrenämter von 1961 bis 1976 als Vorstand der Feuerwehr und eine Periode im Gemeinderat (1972 bis 1978) zeugen von Interesse und Sorge um das Gemeindewohl.

Und doch liegt nach seiner eigenen Aussage das Herzstück des öffentlichen Engagements im kirchlichen Bereich, ist doch die eigenständige Pfarrei Eppenschlag seit 1972 ohne eigenen Seelsorger. Dies spiegelt sich in seiner 30-jährigen Tätigkeit als Pfarrgemeinderatsvorsitzender (1968 bis 1998) und der anschließenden Funktion als Kirchenpfleger bis 2020 (18 Jahre) – so ist Peter Slesiona insgesamt 48 Jahre der Eppenschlager Ortskirche zu Diensten – auch als Lektor, Kommunionhelfer und Wortgottesdienstleiter. Als Organisator und Geldbeschaffer bei sechs Innen- und Außenrenovierungen in Kirche und Pfarrheim tätig zu sein, forderten gewaltig Nerven und Zeit. Zielte doch seine Arbeit eigentlich schwerpunktmäßig auf ganz viel „Kirche außerhalb Kirche“, um durch intakte Beziehungen einer aktiven Gemeinschaft miteinander Leben zu gestalten. Bemerkenswert erfolgreich gelang ihm dies mit Pfarrfesten, einer Festwoche zum Pfarrjubiläum, der Gründung von: Seniorentreffs, Kath. Landjugend, Mutter-Kinder-Gruppe und durch die weithin beachteten 22 Eppenschlager Konzerte.

Ein besonderer Anteil an der positiven Gemeindeentwicklung und -darstellung ist ihm aufgrund seiner Presseberichterstattung von 1960 bis 2018 (58 Jahre!!!) zuzurechnen. Dabei war er immer auf Objektivität und möglichst positiven Darstellungen bedacht. Unverzichtbar war und ist er als Sprachrohr und Bindeglied zwischen Gemeinde/Bürgermeister und Bürgern.

Neben dieser journalistischen Tätigkeit sind seine Publikationen von unschätzbarem Wert. Zurecht kann Peter Slesiona als Chronist von Eppenschlag bezeichnet werden, der Vergangenes sorgfältig recherchiert und aufgeschrieben hat; bereits hochinteressant bei der Veröffentlichung, aber noch viel wertvoller für die Nachwelt. Besondere Beachtung verdienen WSV-Festschrift und -chronik (1991), Kirchen- und Pfarrchronik (1991), Großmisselberg-Dokumentation (1994), Aufarbeitung des Kriegsendes in Eppenschlag (1995), Eppenschlager Bilderbuch (1996), die Geschichte des Krieger- und Veteranenvereins bis 1945 (2014) und der Freiwilligen Feuerwehr (2002).

Peter Slesiona und seine Frau Emmi haben immer ihre berufliche Stellung mit einer Verantwortung für das gesellschaftliche und kirchliche Leben im Dorf verbunden. Sie waren bereit, Arbeit und Verantwortung als Kulturträger in Vorbildfunktion zu übernehmen, christliche Wertvorstellungen zu leben und diese auch in ihrer Lehr- und Erziehungstätigkeit zu vermitteln. Ein großer Teil des privaten Lebens wurde zum öffentlichen Leben, das von der ganzen Familie mitgetragen werden musste

Das umfassende Wirken von Peter Slesiona im kulturellen, gesellschaftspolitischen, journalistischen, sportlichen und kirchlichen Bereich fand 1996 verdiente Anerkennung mit der Verleihung der Ehrenbürgerwürde durch die Gemeinde Eppenschlag, 1994 mit der Stephanus Plakette der Diözese, 2010 Ehrennadel des Landkreises Freyung-Grafenau und den Ernennungen zum Ehrenvorsitzenden beim WSV Eppenschlag e.V. und beim Pfarrgemeinderat.

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