Wie es der Name "Fürstberg" vermuten lässt, hat der Ort eine geschichtsträchtige Vergangenheit, obwohl dort nie ein Fürst Hof gehalten hatte.
Fürstberg wird schon früh in Verbindung mit Rammelsberg, dem Sitz eines vergangenen Adelsgeschlechtes, genannt. Die Adelsgeschlechter benennen sich dabei als Besitzer von Rammelsberg und Fürstberg. Fürstberg wurde damals in der Regel als „Fierschperg“ geschrieben, so wie es heute noch gesprochen wird.
Als Besitzer von Fürstberg tauchen eine Vielzahl von Adelsgeschlechtern auf. Vor 1500 werden die „von Pöllinger“ genannt, ab 1560 treten die „von Tengler“ in Erscheinung, welche über eine lange Zeit die Besitzer sein sollten. Ab 1725 kamen die „von Drexel“ durch Einheirat in den Besitz von Rammelsberg und Fürstberg. Ab 1746 heiratete ein „Baron Valentin von Vequel“ ein. Ab 1827 wird ein „Baron Johann Vinzenz von Ickstatt“ genannt. Die Vequels waren bei ihren Untertanen wohl nicht sonderlich beliebt, ist uns doch eine „Wecklin“ als Besitzerin von Rammelsberg in den lokalen Sagen unrühmlich überliefert.
Der Ort Fürstberg umfasste damals eine Hofstelle, eine Tafern (Wirtshaus) und ein Bräuhaus, sowie eine Mühle, die heutige Gschwendtnermühle. Als Braumeister ist 1646 ein Paul Froschauer anlässlich der Geburt seines Sohnes Michaels nachgewiesen. Als Taufpate erscheint dabei ein Wolfgang Gschwendner von der Fürstbergmühle. Nach Wolfgang Gschwendners Ableben sollte die Fürstbergmühle, die damals auch „Freyhent Mühl“ genannt wurde, den Namen Gschwendtnermühle bekommen.
Historische Kultur aus dem 17. Jahrhundert ist in Fürstberg noch sehr gut erhalten. Das ist zum einen das Schlossbauernhaus und unser Jesus in der Rast.
Unser Jesus in der Rast war bis 1955 in einer kleinen Holzkapelle untergebracht. Im Wirtshaus in Fürstberg hielten sie Rast, die Salzsäumer, der Guldenstraße folgend, versorgten sich und ihre Lasttiere vor dem beschwerlichen Wegstück nach Böhmen. Schutz und Segen erbaten sie sich beim Fürstberger Jesus in der Rast. Erst 1955 wurde das Holzkapellchen abgebrochen, nachdem bereits Dorf auswärts eine neue gemauerte Kapelle entstanden war. Nach 45 Jahren Standzeit war sie renovierungsbedürftig.
Im Rahmen der Dorferneuerung Eppenschlag-Fürstberg-Kleinarmschlag überlegte man sich die alte Kapelle zu renovieren oder neu zu bauen. Der Vorschlag unseren Jesus in der Rast wieder in einer Holzkapelle zu beheimaten fand bei den Fürstbergern Zustimmung. Unser Dorferneuerungsplaner Achitekt Oswald fertigte uns nun eine Entwurfzeichnung an. Ein kleiner Holzbau in den Grundmaßen ähnlich dem alten Holzkapellchen, dazu ein geräumiger Versammlungsraum, gebaut aus den sogenannten modernen Materialen. Schließlich stimmten die Fürstberger diesem Vorschlag zu. Dem Neubau stand nichts mehr im Wege.
Zu Fürstberg gehören auch 2 Familien 500 m östlich von Fürstberg, an der B85 gelegen (früher landwirtschaftliche Anwesen) auch sie haben beim Neubau der Kapelle tatkräftig mitgeholfen. Die Kapellenbänke konnte uns Markus Trauner (Schlossbauer) anfertigen. Man konnte auch den alten Taufstein der Eppenschlager Pfarrkirche ausfindig machen und in der Kapelle aufstellen. Ein Baggerbestitzer aus Hohenthan richtete uns an der Kapelle eine Natursteinmauer auf um an der Südseite eine kleine ebene Fläche zu bekommen. Es sei nochmals allen Helfern, Spendern, anonymen Spendern und Gönnern der Dorfkapelle Jesus in der Rast herzlich gedankt. In einem gemeinsamen Zug zur Kapelle am 6. Mai 2001 wurde unser Jesus in der Rast in einem kleinem Holzwägelchen, von Kindern gezogen, zur neuen Kapelle gebracht und auf dem Altar aufgestellt. Herr Pfarrer Michael Bauer weihte die Kapelle. Anschließend war für diesen Tag ein Dorffest vorbereitet.
Das Elektrizitätswerk
In der Zeit so nach dem 1. Weltkrieg muss in Fürstberg die Idee gereift sein ein Elektrizitätswerk zu bauen. 25 Genossen aus Fürstberg, Eppenschlag, Grünbach und Abtschlag haben sich zusammengetan um dieses Vorhaben zu meistern. Baubeginn 1921 – Fertigstellung 1924 mit großer Feier! Man hatte nun elektrischen Strom. Es wurde hell in den Bauernstuben. Außerdem konnten Elektromotoren betrieben werden. Von nun an betreute mein Großvater Michl Eichinger, der aus dem 1. Weltkrieg heimgekehrt war, 35 Jahre lang das E-Werk. Mein Vater Max Peindl war während der Bauzeit Bauernknecht in Grünbach beim Bauern Perl. Er arbeitete in der Bauzeit kräftig mit und war mit dem E-Werk bestens vertraut.
Zum E-Werk selbst: Es wurde eine Turbine eingebaut, eine Voit Heidenheim an der Brens Baden-Württemberg ,die bei voller Auslastung 31 KW an die Verbraucher abgeben konnte und ein stationärer Dieselmotor, ein Hatz 27 PS der bei Stromspitzen zugeschaltet wurde. Sodass 51 KW für den Verbraucher zur Verfügung standen. Der Diesel wurde mit Fuhrwerken, Pferde oder Ochsen, in 200 Liter Fässern angeliefert. Man sprach zu dieser Zeit nicht vom Diesel, sondern s-Roal is käma – also Rohöl.
Über dem Maschinenraum war eine Wohnung ausgebaut die über eine Außentreppe erreichbar war. Während des 2. Weltkrieges kam eine Flüchtlingsfamilie mit Namen Wotaschek aus Böhmen. Sie haben dort lange Zeit gewohnt.
Wenn mit Drehmaschinen und E-Motoren gedroschen wurde, musste man bei Michl Eichinger anfragen, denn es konnten nur 2 Dreschmaschinen genehmigt werden. Für eine Dreschmaschine wurde ein Elektromotor von 5-6 PS benötigt. Ein Vertreter ging damals von Haus zu Haus und verkaufte Heizdecken, was dann um 7 Uhr abends zur Stromspitze geführt hat. Mein Großvater schimpfte: „Diese verfluchten Arschwärmer: I kans nimma dafahrn.“
Das E-Werk hat zweimal den Besitzer gewechselt. Es liefert nach fast 100 Jahren immer noch umweltfreundlichen Strom aus Wasserkraft in unser Netz. Ab 1925 wurden von den Fürstbergern und der Gschwendtnermühle eine Drehmaschine, eine Sämaschine, eine Sternwalze und weitere Gerätschaften gemeinsam angeschafft und genutzt.
Da saßen sie beisammen im Wirtshaus in Fürstberg: Der Land- und Gastwirt Josef Braumandl (geb.1886), der Schlossbauer Andreas Trauner (geb. 1897), der Landwirt Michl Eichinger (geb. 1887), der Mühlen- und Sägewerkbesitzer aus Gschwendtnermühle Anton Schiller (geb. 1878) und der Landwirt Alois Graf (geb. 1879), es ging um den Kauf der Sämaschine. Sie hatten die Wahl zwischen zwei Angeboten. Eine Isaria Sämaschine (schwere Ausführung) und ein anderes Angebot, eine leichtere Bauweise, die allerdings eine breitere Arbeitsbreite aufweisen konnte. Es gab zu dieser Zeit in Fürstberg 2 Ochsengespanne, 2 Kuhgespanne und in der Gschwendtnermühle 1 schweres Pferdegespann. Lange wurde beraten. Während alle anderen für die leichtere Bauweise waren, war der Mühlen- und Sägewerkbesitzer Anton Schiller für die schwere Ausführung und sagte: „Moinst i fahr a Kaffemühl umanand?“ Schließlich wurde die schwere Ausführung gekauft. Bei allen Entscheidungen zu dieser Zeit in Fürstberg hatte auch die Gschwendtnermühle ein gewichtiges Wort mitzureden. Wie konnte es auch anders sein. Man war mit der Gschwendtnermühle eng verbunden. Das Korn wurde in die Gschwendtnermühle gefahren und das Holz aus dem Wald, wenn Bretter oder Bauholz gebraucht wurde, in das Sägewerk. Die gemeinsamen Maschinen und Geräte wurden noch lange Zeit genutzt, als man sie längst schon mit Ackerschleppern gezogen hat.
Fürstberg heute
Fürstberg ist ein kleines Dorf geblieben. Das Wirtshaus mit Pferdezucht, Schlitten- und Kutschenfahrten. Ein Großteil der landwirtschaftlichen Nutzfläche ist verpachtet. Zwei landwirtschaftliche Betriebe halten noch Rinder im Nebenerwerb. Die Gschwendtnermühle hat zweimal den Besitzer gewechselt. Mühle und Sägewerk gibt es nicht mehr.
Das Austragshaus vom alten Müller konnte eine junge Familie kaufen und umbauen.
Die Sonnenuhr an der Südseite vom Schlossbauerhaus zeigt die Zeit an. Unser Jesus in der Rast lädt zum Verweilen in Fürstberg ein. Er möge Schutz und Segen für Fürstberg und die Gemeinde Eppenschlag sein.
Text: Max Peindl
Literaturhinweise
1. Franziska Jungmann-Stadler – Historischer Atlas von Bayern/Die Gerichte Bärnstein, Dießenstein und Hals
2. Matrikelbücher der Pfarrei Schönberg
Bild-Dokumentation über das Eppenschlager Land – Peter Slesiona
Info Elektrizitätswerk: Michael Peindl
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