Hungermühle

Der Ortsteil Hungermühle begann eigentlich schon beim jetzigen Anwesen Manfred Kraft und endet beim Anwesen Weiss. Die Hungermühle gehörte bis 1946 zur eigenständigen Gemeinde Großmisselberg. Wie der Ortsname Hungerberg, so liegt auch der Ortsname Hungermühle im Dunklen. Dass beide Ortschaften miteinander verbunden sind, das sagt schon der gemeinsame Name aus. Zur Namenfindung könnte auch ein Siedler mit dem Namen Hungear führen, was aber nur eine Vermutung darstellt.

Die Mühlen hatten über viele Jahrhunderte eine große wirtschaftliche Bedeutung auch für die umliegenden Ortschaften. Ferner ranken sich viele Erzählungen, Geschichten, Sagen und außergewöhnliche Ereignisse die in den Mühlen stattfanden. Erstmals erwähnt war die Mühle unter der Herrschaft der Leuchtenberger Ende des 14. Jahrhunderts, als bei der Aufführung von Hungerberg 1 Hofstelle, 4 Güter und eine Mühle angegeben wurde. Ferner war genau gelistet was sie an Abgaben pro Besitzeinheit zu leisten hatten.
So hatte eine Mühle schon in frühester Zeit eine wichtige Bedeutung.

Auch der gleichartige Name des Baches weist auf die uralte und besondere Bedeutung der Hungermühle hin. Dazu gehörte im 18. Jahrhundert das kurfürstliche Fischwasser, den man Hungerbach nannte und dessen Länge von der Winkelmühle aus bis zum Lungdorfer Steg in 1 Gehstunde gemessen wurde. Ein unverkennbares Zeichen seit jeher ist der von weithin sichtbar große Adler auf der Giebelseite des Haupthauses.

Der Müllersohn von der Kraftmühle Josef Kraft, heiratete 1901 in die Hungermühle ein und zwar eine Maria Geißl. Leider wirtschaftete jener Josef die Hungermühle ab. Darauf bat die Verwandtschaft aus der Kraftmühle meinen Urgroßvater Franz Xaver, Bauer in Marbach, die Hungermühle zu kaufen. Auf Kosten des großen Bauernhofes und der Wäldereien in Marbach erwarb 1908 mein Urgroßvater darauf die Hungermühle und zog mit seiner ganzen Familie, mit Eltern, Frau und sieben Buben dorthin. Dessen ältester Sohn Johann Kraft (mein Großvater) machte sich 1918, nach Ende des 1. Weltkrieges mit seiner Frau Rosalia Weiß die hochschwanger war wieder zurück nach Marbach ins Peindlhaus. (Abstammung der Urgroßmutter). In diesem Zeitraum erblickten mein Onkel Josef 1918, mein Onkel Hans 1920, und mein Vater Rupert 1925 das Licht der Welt.

1927 kamen wiederum schlechte Nachrichten und Hilferufe aus der Hungermühle. Die Hungermühle die Großvaters Bruder Michael, ein Lebemann, 1923 beerbt hatte, war restlos überschuldet und stand auf der Kippe. Darauf musste mein Großvater mit seiner jungen Familie wieder nach Hungermühle ziehen. Er kaufte und übernahm die Hungermühle unter Einbeziehung einer langjährigen Hypothek unter der meine Familie noch bis in die 70er Jahre zu tragen hatte.

Auch von Bränden 1903 und 1933 blieb die Hungermühle nicht verschont.

Die Landwirtschaft ging in den Besitz meiner Eltern über, während die Mühle mein Onkel Josef Kraft (Manfreds Vater) bewirtschaftete. Man kann sagen, dass ich in der Mehlkammer meines Onkels aufwuchs. Die Qualität und die Mehlerzeugnisse von der Hungermühle waren im weiten Umkreis sehr begehrt und beliebt. So wurde Anfang der 50er Jahre noch fleißig investiert. Es wurde ein Mühlenbauer beauftragt der die Mühle auf den neuesten Stand einrichtete. Es wurde eine Wasserstauanlage betoniert zur besseren Versorgung der Mühle. Die Anlage hatte auch den Effekt, dass viele Jugendliche in den Sommermonaten zum Badevergnügen kamen. Natürlich hatten wir durch die Wasserkraft mit der Turbine schon früh unseren eigenen Strom.

Josef Kraft ließ sich noch überreden, dass er die Meisterprüfung in Angriff nahm, die er unter großen finanziellen Anstrengungen aber mit Erfolg in Landshut abschloss.
Aber wie bei so vielen Mühlen landesweit, ging es in den 60er Jahren wirtschaftlich bergab. Auch eine zunehmende Wasserknappheit spielte dabei eine Rolle und so gab Müllermeister Josef Kraft Mitte der 60er Jahre seinen Beruf auf und er pendelte wie so viele seinerzeit zur Arbeit in die Großstadt.

Die Hungermühle hat sich seither grundlegend verändert. Die Stauchung ist nicht mehr, die Mühle und das landwirtschaftliche Anwesen wurde zurückgebaut und es entstand ein moderner Metallverarbeitungsbetrieb. Text Rupert Kraft