Von einer Pemperlmühle zur Kraftmühle

In erster Linie ist der Ort Kraftmühle, der am Grenzfluss der Röhrnach gelegen ist eine Familiengeschichte, denn wie der Ortsname schon hinweist leitet sich die Namensgebung auf das uralte Geschlecht der Krafts hin, die sich bereits Ende des 16. Jahrhundert in Marbach ansiedelten. Der Bauernhof der Krafts befand sich in Marbach gegenüber des Schrönghamer Gehöfts, zwischen dem heutigen Anwesen Wurstbauer und dem Anwesen der Familie Roth.

Anfang des 19. Jahrhunderts gab es noch keine Mühle im besagten Ort. Aber 3 Bauern aus Marbach betrieben schon in der Nähe bachaufwärts gemeinsam ein Wasserrad mit einem dazu gehörigen Wührgraben. Einer dieser Bauern war Kraft Michael (1810 bis 1871), Bauer in Marbach. Ihm gehörte auch das Grundstück rund um der heutigen Kraftmühle. Ein Sohn erbte den Bauernhof in Marbach. Ein weiterer Sohn heiratete in den Esterlhof in Grünbach ein (Abstammung Kraft Willi). Nun komme ich zum Sohn Josef; er wurde als 1. Müller von Kraftmühle benannt. Der Name des Ortes Kraftmühle war somit geboren. Ich denke, dass sein Vater Michael mit seinen Söhnen die Mühle mit einem dazugehörigen „Sacherl“ baute.

Josef Kraft verehelichte sich 1872 mit der Draxinger Theres. Josef war 1877 auch Gründungsmitglied und 1. aktives Mitglied der FFW Eppenschlag. Aus dessen Ehe gingen 12 Kinder hervor. Johann war der älteste und eigentliche Erbfolger. Aber oh Schreck! Mühlhans zog es in jungen Jahren nach Amerika, wo er in Milwaukee in einer Fabrik eine Stellung fand und darauf die Tochter des Fabrikherrn heiratete. (Lesen Sie dazu die Geschichte von Fr. Schrönghamer Heimdal „die Waldmühle in Amerika“) Auch Sohn Josef kam als Erbfolger nicht mehr in Frage, denn er heiratete in die Hungermühle ein. Die Söhne Karl und Konrad waren noch zu jung. Da ging die Nachfolge auf Tochter Theres Kraft über. Sie heiratete 1905 mit 23 Jahren Josef Muhr. Die Familiengeschichte Muhr hatte in der Kraftmühle begonnen.

Eine wechselvolle Geschichte begann. Zur kleinen Landwirtschaft hatte man noch den Mühlenbetrieb, der immer wieder erneuert, vergrößert und modernisiert wurde. Auch ein Sägewerk gehörte zum Betrieb, das dem alten Müller 1958 zum Verhängnis wurde, als eine Dachlawine vom Sägewerk fiel und der Schnee ihn erdrückte. Als sein Enkel Josef 1968 mit 27 Jahren Rosa Schwankl heiratete, war bereits ein richtiger Aufschwung im Gange. 1965 baute man erstmals eine Bäckerei, Bürogebäude und einen Garagenanbau, in dem später die Sportartikel unterkamen. Viele Ausbildungs- und Arbeitsstellen wurden von der Familie Muhr geschaffen. Auch ein Gebäude mit Stallungen indem 450 Schweine ihren Platz fanden wurde gebaut. Das Futter wie Altbrot für die Schweine erhielt man Lastwagenweise von den Großbäckereien aus München.

1974 begann der große Boom mit der Sportartikelware. Man erweiterte die Garagen zur großen Lagerhalle und kaufte große Mengen Insolvenzware von namhaften Herstellern auf. Die Qualitätsware, vor allem Markenartikeln von Skiern und Bekleidung bot man preisgünstig den Kunden an. Die Kraftmühle war dadurch, nicht nur durch das Brot, sondern auch durch die Wintersportartikel weit über die Landkreis- und auch über die Landesgrenze hinaus bekannt.

Aber auch viele Schicksalsschläge musste die Familie Muhr hinnehmen. So starb Firmeninhaber Muhr Josef 1989 mit gerade mal 48 Jahren. Sein Sohn Pepi folgte ihm, in noch jungen Jahren, schon 10 Jahre später nach. Vorher, 1996, baute Pepi aber noch einen großen und modernen Bäckereikomplex und begann das Geschäft mit einer „Frosterware“, mit der er Verträge mit großen Lebensmittelketten abschloss und sie beliefert. 1999 nach Pepis Tod, es war eine schwierige Zeit, führte seine Schwester Rosi die Geschäfte bis 2008 weiter, bevor Mautner die Großbäckerei übernahm. 2012 wurde von der Familie Muhr der gesamte Bäckereikomplex an die Fa Welter verkauft. Seitdem steht der Betrieb still.

Der Mühlenbetrieb wurde bereits Anfang der 90er Jahre aufgegeben, denn durch eine unregelmäßige und keiner guten Kornlieferung der Bauern kam es zu einem Qualitätsverlust, das zollte dabei ihren Tribut. Die schöne, gepflegte und in guten Zustand befindliche Mühle wurde vor ein paar Jahren von der Familie Weber erworben und wartet, dass sie demnächst wieder aus ihrem Nostalgiezustand befreit wird und zum neuen Leben erwacht. Die Zeit ist reif.
Heute befindet sich noch eine Firma auf dem Gelände mit Tierfutter. Text: Rupert Kraft