Marbach, zweitgrößter Ort der Gemeinde

Geographische Lage:

Marbach (650m) ist ein kleines Bauerndorf im Herzen des mittleren bayrischen Waldes. Das Dorf ist ein Ortsteil der Gemeinde Eppenschlag im Landkeis Freyung/Grafenau und
liegt am Tor zum Nationalpark Bayrischer Wald. Der nahe Röhrnachmühlbach, an dem der Ort liegt, bildet die Grenze zum nördlich gelegenen Landkreis Regen. Durch seine zentrale Lage und die gute Verkehrsanbindung an die B 85, (Ostmarkstraße) sind es nur 45 km nach Passau, 30 km nach Deggendorf und 30 km nach Tschechien. Marbach ist daher ein idealer Ausgangspunkt für Touren und Unternehmungen aller Art. Die vielseitigen und gut begehbaren Wege und Pfade laden alle Wanderer und Naturliebhaber
zu einem besonderen Erlebnis ein. Auch der große Erlebniswanderweg, der vom Kulturkreis Eppenschlag geschaffen wurde, führt durch Marbach, über den Hessenstein und hat eine Gesamtlänge von 12,5 km.

Geschichte:

Marbach, ein schmuckes Angerdorf mit rund 140 Einwohnern, ist seit seiner Erwähnung im 14. Jahrhundert ein kleines Bauerndorf geblieben. Schöne Bauernhöfe säumen auch heute noch die Straßen im Ortskern mit drei Haupterwerbslandwirten sowie zwei landwirtschaftlichen Nebenerwerbsbetrieben. Anfang der 1950iger Jahre waren es noch rund 30 landwirtschaftliche Anwesen. Ansonsten ist das Dorf mit einem schönen Siedlungsgebiet umgeben, mit weiteren 42 Ein- und Mehrfamilienhäusern und liegt am Fuße des Eppenschlager Hausberges, dem Hessenstein (878). Marbach gehörte früher zum Gebiet des kurbayrischen Landgerichts Bärnstein, im ehemaligen Landkreis Grafenau und grenzte an die kurbayrischen Pfleggerichte Zwiesel und Regen. Der Name Marbach leitete sich wahrscheinlich vom Grenzbach ( Röhrnachmühlbach ) ab, der zwischen den uralten Gerichten Bärnstein bei Grafenau und Regen verlief.

Historie:

Durch seine geographisch besondere Lage ist Marbach und seine Umgebung für Forschungen in der Frühgeschichte ein interessantes Untersuchungsgebiet. Bei Erdbewegungen am Dorfende, stieß man auf die Fundamente einer großangelegten alten Ziegelbrennerei. Neueste Funde rund um Marbach, das an einem alten Handelsweg, dem Guldensteig gelegen ist, lassen außerdem die Vermutung aufkommen, dass bereits in der Keltenzeit ein Umschlagplatz verschiedener Güter oder eine Besiedlung stattfand. Es handelte sich dabei um Silexfunde (Feuersteine) die zum Bearbeiten für verschiedene Handwerkstätigkeiten verwendet wurden. Außerdem findet man laufend Scherbenfunde aus allen Zeitepochen, die auch auf Brennöfen in der Nähe von Marbach hinweisen. Uralte Flurnamen geben auch Aufschluss darüber, dass vor vielen Jahrhunderten schon Gold in der Röhrnach gewaschen wurde. Schrazlgänge in Marbach (siehe Grafenauer Anzeiger Nr. 49 vom 28.2.67 und Nr. 55 vom 7.3.67) und vor allem der seit vielen Generationen überlieferte Name " Allerweltsbruck," ein am Guldensteig über ein Moor versunkener Holzweg, geben Stoff für Spekulationen und weitere Nachforschungen.

Kultur und Brauchtum:

Viele "Moarböker"( Dialektaussprache für die Marbacher ) sind recht zahlreich und aktiv in allen Vereinen der Eppenschlager Gemeinde eingebunden. Dabei spielt aber, wie bei vielen Dörfern im bayrischen Wald üblich, ein dorfeigener Verein, der sich um die Belange des Ortes und der Brauchtumspflege kümmert, eine große Rolle. In Marbach ist dies
der Schnupferclub mit rund 60 Mitgliedern. Der Schnupferclub Marbach ist Garant für einen großen Zusammenhalt innerhalb des Dorfes und er organisiert verschiedenstes Brauchtum, wie z.B. das Maibaumaufstellen und vieles mehr. Im Zuge der Dorferneuerungen, ein Programm aus Mitteln für dörfliche Entwicklung vom Freistaat Bayern, konnte Marbach sein schmuckes Aussehen, auf der Heimdalstraße und der oberen Angerstraße, ins rechte Licht rücken. Zum Abschluss der Dorferneuerung wurde am Ortsende unter der Mithilfe von allen Dorfbewohnern der gelungene Neubau einer Naturkegelbahn geschaffen. Zwischenzeitlich wurde diese Kegelbahn vom Schnupferclub großzügig erweitert und dient dem Dorf jetzt als Treffpunkt für Feierlichkeiten jeglicher Art, weil das Schiller-Wirtshaus, in der sich immer eine Runde Leute zum Stammtisch trafen, aus  Altersgründen der Wirtsleute, leider seit ein paar Jahren nicht mehr betrieben wird.

In der Dorfmitte wurde ebenfalls vom Schnupferclub ein kleiner Erlebnisspielplatz um den Maibaum geschaffen.

Mit vereinten Kräften konnte auch im Jahre 2002 die alte Dorfkapelle neu saniert werden. Dabei wurde auf der Ostseite auch ein Glockenturm angebaut um darin die Dorfglocke, die seit Jahrzehnten auf dem "Weigl-Haus" in einem Dachreitertürmchen untergebracht war, sicherzustellen. Diese Glocke, die im Jahre 1845 in Passau gegossen wurde, ist Eigentum der Ortschaft Marbach. „St. Michael Ora pro Nobis“ lautet die Inschrift der Glocke, was bedeutet: „Hl. Michael bitte für uns“. Wie lange die Glocke dort untergebracht war, konnte nicht festgestellt werden; aber bereits unser Schriftsteller Franz Schrönghamer Heimdal, dessen Todestag sich dieses Jahr zum 60. Mal jährt, schreibt in seinem Roman „Freiheit“ davon, dass das Glöcklein auf dem Weigldach bimmelte, wenn ein Dörfler starb.

Nachdem der letzte Eigentümer des „Weigl-Hofes“, Ludwig Lentner, 2001 so überraschend verstorben ist, das Glöcklein damit verstummte und auch das Schicksal des Hofes im Ungewissen liegt, waren wir uns bewusst, dass die Glocke auf jeden Fall gesichert werden muss. Was lag damit näher, als sie unserem kirchlichen Mittelpunkt, in Marbach, der Dorfkapelle zuzuführen. Mit der Errichtung des Glockenturms ist das sehr gut gelungen. Etwas außerhalb von Marbach, auf dem Weg nach Eppenschlag, steht seit mehr als 100 Jahren ein Feldkreuz, um das sich seit vielen Jahren Mitglieder des Schnupferclubs kümmern. Seinen Ursprung hat dieses Kreuz im Jahre 1912, als an dieser Stelle Franz Schrönghamer einen Schlaganfall erlitt. Er war am 6. Januar auf dem Weg nach Eppenschlag zum Gottesdienst. Seine Angehörigen brachten ihn mit einem Zugschlitten nach Hause, wo er verstarb. Zum Gedenken hat ihm sein Sohn dieses Kreuz errichtet. Der Heimatschriftsteller Franz Schrönghamer Heimdal hat dann folgendes Gedicht verfasst, das auf ein Totenbrett geschrieben wurde:

Oh Wanderer stehe still und höre, was ich sagen will!
Nicht weit von diesem Feld, wo ich so oft geschaffen,
hat mich der Schlag gefällt.
Ich wollte mich aufraffen, am Weg nach Eppenschlag,
es war Dreikönigstag.
Mir lags wie Blei im Blute und hörte Glockenläuten
zum hohen Dienst des Herrn, wie war mir da zumute.
Zur Kirche wollt ich gern und konnte nicht mehr schreiten,
aufs Herz ein harter Stoß hats wieder mich geschlagen.
Das hätt ich noch ertragen, doch kaum ich taumelnd stand,
da warfs mich nochmals nieder, an einem Grabenrand.
So lag ich da ihr Brüder, ein Stündlein wohl ohweh,
im Wasser und im Schnee!

Der ursprüngliche Blechschnittkorpus wurde zwischenzeitlich mehrfach erneuert, zuletzt wurde vom Schnupferclub Marbach der jetzige Korpus im August 2010 angeschafft.

Marbach, das Sportlerdorf

Einmalig in ganz Bayern dürfte im Bezug auf die Bevölkerungsdichte der prozentuale Anteil von Spitzensportlern im Bereich des Wintersports nordisch sein. Die Erfolgsbilanz des kleinen Marbach auf nationaler und internationaler Ebene allein innerhalb von 20 Jahren seit 1971 liest sich gigantisch. 21 bayrische Meistertitel - 25 deutsche Meistertitel - 4 Weltmeisterschaftsteilnahmen 2 Olympia-Teilnahmen. Dabei dürfen die Namen Schneider, Wallner, Schiller, Koziot ruhig besonders erwähnt werden. In den 70er Jahren waren die Staffeln des Landkreises, bei der Niederbayern- und der Bayernauswahl meist nur mit Langläufern aus Marbach besetzt. Aber auch in der jüngeren Vergangenheit wurden außerordentliche Erfolge von Marbacher Biathleten erzielt. So wurde Jürgen Wallner im Jahre 1990 im finnländischen Sodankylä Vizeweltmeister bei den Junioren, im 15km Einzel. 2005 wurde Norbert Schiller mit der deutschen Juniorenstaffel Weltmeister in Kontiolahti ebenfalls in Finnland.

Marbachs berühmter Sohn:

Franz Schrönghamer, mit Künstlernamen Heimdal, wurde 1881 in Marbach bei Eppenschlag als Bauernbub geboren und ist 1962 im Alter von 81 Jahren verstorben.
Er gehört zu den berühmtesten Schriftstellern, die bisher in Niederbayern das Licht der Welt erblickt haben und wurde allgemein als der "Rossegger" des Bayrischen Waldes bezeichnet. 1.250 Kurzgeschichten und zahlreiche Gedichte sind von ihm erschienen. In vortrefflicher Weise charakterisiert er darin die Menschen des bayrischen Waldes,
stellte sie in den Mittelpunkt und erzählt von Sitten und Gebräuchen des Waldgebirges. Als Maler und Dichter besaß Heimdal außerdem die Gabe, seine Eindrücke und
Empfindungen in Bild und Wort ungezwungen und verständlich auszudrücken. 1956 erhielt er das Bundesverdienstkreuz und viele weitere Auszeichnungen. 1998 wurde ihm aber von der Stadt Passau, nach einer knappen Stadtratsabstimmung, die Ehrenbürgerschaft und eine Namenstraße wieder aberkannt. Grund war, dass nach Recherchen von Frau Roßmuth, Bücher von ihm aufgetaucht sind die als antisemitisches Gedankengut eingestuft wurden und zwar in der Zeit als Heimdal während des 1. Weltkriegs in Frankreich im bayrischen Infanterieregiment diente. Es darf nichts beschönigt werden und es muss immer darauf hingewiesen werden, es war die Zeit vor dem Nationalsozialismus, es war eine andere Zeit und es herrschte ein anderer Zeitgeist. Daher behielt er in Eppenschlag weiterhin seine Ehrenbürgerschaft; auch aufgrund seiner Verdienste als Chronist für die Gemeinde Eppenschlag und für seine allgemeine, menschliche, gütige und verbindliche Wesensart. Ferner für seine Bürgernähe und seiner Fürsprache, die so manchem Bauernsohn den Dienst im 2. Weltkrieg ersparte. Außerdem hat er 1942 eine unverrückbare gegnerische Einstellung gegenüber dem National-
sozialismus bewiesen, als er eine jüdische Familie bei sich aufnahm und vor dem KZ rettete. Marbach war sein Heimatdörflein dass er so sehr liebte. Er schrieb einmal: Und wenn ich wieder einmal auf die Welt komme, dann bitte ich den lieben Gott, er möge es wieder in dem Dörflein geschehen lassen und in dem nämlichen Vaterhaus wie das erste Mal.
Auf die Frage: Was ich an Marbach besonders liebe! Bedingt durch die Abstammung meiner Familie väterlicherseits, darf ich auf 13 Generationen meiner Vorfahren " Bauern in Marbach," bis Anfang des 16. Jahrhunderts zurückblicken. Daher liegt mir Moarba besonders am Herzen besonders das Gmüad und dös Zamhoitn vo dö Leid.

Quellenangaben:
Rupert Kraft
Michael Schrönghamer
Norbert Schiller
Karl-Heinz Reimeier